Der Entwurf von Architekt Hermann Kaufmann verbindet Gewerbe und Wohnen in einem Gebäude: Wie kam es zu dieser Idee?
Bauland ist in Wörthsee extrem teuer geworden. So gab es zum Beispiel kaum bezahlbaren Wohnraum für Familien oder junge Menschen. Nahezu jede Bevölkerungsgruppe hatte ihre Schwierigkeiten, geeigneten Wohnraum zu finden. Daher entstand die Idee, über dem Supermarkt kleine Wohnungen zu errichten. In der Vermietung wurden diese dann bevorzugt an Einheimische und Menschen in sozialen Berufen vergeben, die beispielsweise in der Pflege, einem Bereich mit verhältnismäßig niedrigen Löhnen, tätig sind. Gemeinsam mit dem Architekten Hermann Kaufmann konnten wir so ein Konzept entwickeln, das sowohl dem Bedarf einer wohnortnahen Versorgung als auch dem Bedarf an bezahlbarem Wohnraum gerecht wird und zugleich sparsam mit Bauland und Ressourcen umgeht.
Wie bei vielen Ihrer anderen Projekte wurden mehrere Gemeinschaftsbereiche geschaffen: Welchen Zweck verfolgen die gemeinsam genutzten Räume?
Architektur hat einen großen Einfluss auf unsere Lebensweise. Unser Anspruch ist es, Orte gezielt zu beleben und Lebensräume zu schaffen, die zum einen den Kontakt zu anderen Bewohnern erleichtern, aber gleichzeitig auch Intimität und Privatsphäre ermöglichen. Wir bauen Gebäude, die das Zusammenleben aller Generationen und eine gute Nachbarschaft von Jung und Alt fördern. Eine wichtige Grundlage für solch ein lebendiges Miteinander sind hochwertige Gemeinschaftsräume, in denen die Bewohner gerne und entspannt einen Teil ihrer Freizeit verbringen können. Die Begegnungen zwischen Menschen, Diskussion und Austausch zu fördern, ist für das Wohlbefinden des Einzelnen und der Gemeinschaft von grundlegender Bedeutung. Neben den sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Auswirkungen haben unsere Bauten auch eine emotionale und ästhetische Dimension.
Ihr Unternehmen hat sich der Baukultur verschrieben. Können Sie kurz erläutern, was Sie unter „Baukultur“ verstehen?
Baukultur ist für uns der Schlüssel zur Schaffung eines gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Mehrwerts und damit eine Investition in die Lebensräume der Zukunft. Eine Zukunft, die uns vor große Herausforderungen stellt: weniger Flächen verbrauchen, ökologisch bauen, weniger Energie verbrauchen und eine neue Art des Zusammenlebens finden. Baukultur bedeutet im Kern eben auch, Gutes für das Gemeinwohl zu tun und nicht alles immer rein wirtschaftlichen Aspekten unterzuordnen. Unsere Aufgabe ist es, all unsere Prozesse so auszurichten, dass wir dieser Verantwortung gerecht werden. Es bedeutet auch, unsere Partner danach auszuwählen, ob sie uns bei der Erreichung dieser Ziele unterstützen können. Und nicht zuletzt: eine enge Zusammenarbeit mit den Menschen, für die wir unsere Gebäude planen und bauen, den Menschen, die später darin leben werden.
Warum mit Holz bauen? Welche Rolle spielt Holz bei Ihren Projekten?
Holz hat viele Vorteile, vor allem in ökologischer und ökonomischer Hinsicht. Das Holz, das bei diesem Projekt für die tragende Struktur und die Fassaden verwendet wurde, bindet etwa 380 Tonnen CO2. Durch die Ausführung der Wände in Holzrahmenbauweise konnten wir den Rohstoffverbrauch und die Wandstärken reduzieren. Das Holz, das teilweise in Sicht bleibt, schafft eine angenehme Atmosphäre und macht den Supermarkt auch optisch einladender. Kurzum: Holz ist ein flexibler und vielseitiger Rohstoff, der uns die nachhaltige Entwicklung hin zu einer Bauweise ermöglicht, die intelligent und sparsam mit den begrenzten Ressourcen der Erde umgeht. Deshalb sind wir überzeugt, dass Holz für das Bauen der Zukunft eine zentrale Rolle spielen wird.
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